Vernissage: 09.12.2023

Ausstellungsdauer: 09.12.23-05.01.24

Mit Ikarus präsentieren wir einen jungen Graffiti-Writer, dessen Werk auf den Straßen der ganzen Welt zu sehen ist. 

Die Tradition des Taggens, also des Hinterlassens seines Namens auf einer Wand oder einem Gegenstand, lässt sich der Legende nach auf den Wiener Joseph Kyselak zurückführen. Der soll im 19. Jahrhundert innerhalb von drei Jahren seinen Namen im gesamten Kaisertum Österreich und sogar in Ecuador niedergeschrieben haben, um dadurch bekannt zu werden. Als dies publik wurde, soll er von Kaiser Franz I. vorgeladen worden sein, der ihm jede weitere Aktivität verboten habe. Nachdem er das Gespräch verließ, fand man den Namen Kysaleks und das Datum auf dem Schreibtisch des Kaisers eingraviert. 

Steigende Popularität erfuhr Graffiti in den 60er-Jahren in Amerika, zunächst in Philadelphia, dann vor allem in New York, wo immer mehr Writer ihren Namen über die ganze Stadt verteilten, sowohl auf Wänden als auch auf U-Bahn-Zügen. Darunter waren u. a. Jean-Michel Basquiat und Keith Hering, die wie viele andere bildende Künstler ihren Ursprung im Graffiti hatten. 

Von Amerika aus verbreitete sich Graffiti über die ganze Welt und prägt heute die Erscheinung beinahe jeder Stadt. 

Berlin gilt als eine der Graffiti-Metropolen und hatte schon in den frühen 90er-Jahren eine vitale Szene. Aus dieser entspringt auch Ikarus, der früher der bekannten Crew Berlin Kidz angehörte. Diese etablierten den Pixação Style in Europa, ein Art des Graffitis, die ursprünglich aus Sao Paolo kommt und den aus den Favelas stammenden Akteuren die Möglichkeit bot, politische Statements in ornamentaler Schriftform an die Wände zu schreiben. Die Berlin Kidz adaptieren diese Art des Graffitis und seilten sich dafür von den Hauswänden ab, um ihre Botschaften großflächig anzubringen. Dass diese und andere Aktionen oft mit großem Risiko verbunden sind, spiegelt sich auch in seinem Namen wieder. Entsprungen aus der griechischen Mythologie verweist Ikarus auf die Gefahr des Übermuts, der zum Untergang führen kann. Eine Gefahr, der man sich besonders im Graffiti immer gewahr sein muss. 

Mittlerweile hat sich Ikarus der NHS Crew angeschlossen und ist weiterhin europaweit tätig. Den Pixação Style führt er in reduzierter Form fort, daneben arbeitet er vor allem mit Chrome Pieces. 

Um die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten authentisch zu halten, wurde bewusst auf eine klassische Darstellungsform mit Leinwänden verzichtet. Vielmehr bietet die multimediale Ausstellung die Möglichkeit, einen Einblick in die Arbeitsweise von Ikarus zu erhalten. Mithilfe einer VR Brille kann man ihn bei seiner Tätigkeit in verschiedenen U-Bahn Schächten in 360-Grad-Sicht beobachten. Im Nebenraum dokumentieren Videos einzelnen Aktionen in Berlin. Aus diesen ist eine großformatige Collage entstanden, die die ornamentalen Schriftzüge aufnimmt und selbst zu einem Ornament geriert. Prints auf Alu Dibond aus Paris und Berlin heben durch ausgelassene Stellen die besondere Ästhetik von Chrome Graffitis hervor. Nicht zu guter Letzt hat der Künstler einige Arbeiten in die Galerieräumen gesprüht, sodass diese Teil einer Gesamtinstallation wird, die das Gefühl von Straßen-Graffiti auf besonders authentische Weise widerspiegelt. 

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